In eigener Sache
Heute erscheint mit „Wozu Demokratie?“ ein Streifzug durch die politische Geschichte der Philosophie. Er präsentiert politischen Philosophen im Kontext ihrer Zeit und stellt eine Verbindung ihrer Theorien zu unserer heutigen Demokratie her. Im Mittelpunkt stehen dabei Gründe für die Entstehung ausgewählter philosophischer Ansätze und deren nachhaltige Bedeutung für unsere heutige Form des Zusammenlebens. Das Buch will Verständnis schaffen, ohne ausschweifend umfassend oder unzumutbar vereinfachend zu sein. Es versucht einen Überblick zu geben, aber nicht die Dinge so erschöpfend zu behandeln, dass den Leser das gleiche Schicksal ereilt. Ein kurzer Auszug:
„Ursprünglich geschaffen, um individuelle und kollektive Selbstbestimmung zu verzahnen, versteht es die Republik nicht mehr, ihr Versprechen überzeugend einzulösen. Jene Institutionen, die ursprünglich die Demokratie gegen Usurpation schützen sollten, unterlaufen selbst demokratische Mitbestimmung. Gewaltenteilung verstärkt die Komplexitätszunahme und prämiert auf diese Weise diejenigen, die über teure Expertise verfügen, während gewöhnliche Bürger im gleichen Maß an Einfluss verlieren. Repräsentation erzeugt Positionen, die den oftmals unvereinbaren Ansprüchen von Parteien, Interessenvertretern und Bürgern ausgesetzt sind. Statt in eine Vermittlungsfunktion mündet diese Konstellation häufig in die Entkopplung von Wahlgetöse und politischen Entscheidungen. Wahlen erweisen sich als Instrument zur kollektiven Selbstbestimmung untauglich, weil die Wähler nicht dar über entscheiden, wie sie zusammenleben möchten, sondern lediglich zwischen dem Personal verschiedener Parteien optieren können, deren programmatische Bündelung angesichts der politischen Themenvielfalt jede Differenzierung unmöglich macht und schlussendlich sogar unverbindlich bleibt. Wir leben als Konsumenten selbstbestimmter denn als Bürger. Im Supermarkt dürfen wir die Inhalte selbst zusammenstellen und nehmen darüber sogar Einfluss auf das zukünftige Angebot. Bei der Wahl bekommt man einige wenige bereits gefüllte Einkaufswagen angeboten, in denen oftmals etwas anderes drin ist als versprochen und sich Unerfreuliches zuweilen ganz unten verbirgt.“ (S. 388f)
Niedermaier, Hubertus (2017): Wozu Demokratie? Politische Philosophie im Spiegel ihrer Zeit; Konstanz und München.
In ihren Rezensionen besprechen Klaus Hansen und Jürgen Czogalla das Buch und sammeln sehr unterschiedliche Eindrücke.
Weitere kleine Rezensionen finden sich bei UTB und amazon.