Notiz zum aktuell schweren Stand der Journalisten und warum Pegida trotzdem nicht Bestand haben wird

Jürgen Habermas: Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns

Jürgen Habermas: Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns

Sie sind gegen die Verbreitung religiöser Weltanschauungen, sind aber für ein christliches Abendland. Sie wollen keine Rassisten sein, haben aber etwas gegen Ausländer. Sie stören sich an Privilegien, fühlen sich als Patrioten mit deutschen Wurzeln aber nicht privilegiert genug. Sie fordern Meinungsvielfalt, diffamieren aber Vertreter anderer Auffassungen. Sie sind gegen (Ausländer-)Kriminalität, aber ihr Organisator ist selbst vorbestraft. Sie verabscheuen Parallelgesellschaften, bilden jedoch selbst eine. Sie halten der Presse vor, dem Volk Meinungen vorzugeben, und maßen sich selbst an, für das Volk zu stehen. Sie fordern von anderen mehr Objektivität, berufen sich aber gerne auf ihren subjektiven Eindruck, dem sie offenbar ohne den geringsten Zweifel die unverfälschte Erfassung der Wahrheit zutrauen. Die „patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ fordern für sich Dinge ein, die sie anderen nicht zugestehen wollen, und sie tun dies gestützt allein auf das zufällige Privileg Deutsche zu sein. Weiterlesen

Wozu eine Petition gegen Markus Lanz?

Hoppla, was ist denn jetzt passiert? Kommentatoren des Spiegel, der Zeit, der taz und des Stern vertreten bei einem Thema die gleiche Position. Und als wäre das nicht kurios genug, echauffieren sie sich zudem derart, dass sie darüber ganz vergessen, wie beinahe jedes Argument, das sie vorbringen, ebensogut gegen sie selbst gewendet werden könnte? Weiterlesen

Woher kannte Platon das Wesen der Dinge?

Platon: Politeia

Platon: Politeia

Nach seiner Verurteilung bot sich Sokrates die Chance zur Flucht, doch er ließ sie verstreichen. Seinen Freunden erklärte er dies damit, dass er sich auch im Angesicht des Todes den Gesetzen unterwerfen müsse, da der Staat sonst zerrütte. Staat, das ist in diesem Fall die Polis von Athen, also das Stadtgebiet mitsamt dem Umland der gesamten Halbinsel Attika, wo insgesamt circa 150.000 Menschen wohnten. Von Westspanien über Süditalien und Libyen bis Kleinasien sowie rund um das Schwarze Meer gab es mehr als hundert solcher – wenn auch nicht so großer – griechischen Stadtstaaten, wobei all diese Regionen durch Kolonisation vom griechischen Stammland aus besiedelt wurden. Jede Polis hatte eine eigene Regierung und ein eigenes Rechtssystem.

Die Gesetze des Stadtstaates Athen stellte Sokrates nun über sein eigenes Leben und das, obwohl das Todesurteil aus seiner eigenen Sicht zu Unrecht verhängt wurde. Weshalb aber misst er dennoch dem Staat eine solche Bedeutung bei? Da Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat, muss man die Antwort bei seinem Schüler Platon suchen. Dieser war zum Zeitpunkt der Verurteilung seines Lehrers 30 Jahre alt und hat fortan Dialoge niedergeschrieben, in denen Sokrates die Hauptrolle einnimmt. In einem solchen Gespräch lässt er seinen Bruder Adeimantos zusammen mit Sokrates der Frage nachgehen, weshalb Menschen nicht alleine, sondern zusammen leben: Weiterlesen

Woher wusste Sokrates, dass er nichts weiß?

Im Jahr 399 vor Christus, also vor mehr als 2400 Jahren, steht in Athen ein siebzig Jahre alter Mann vor Gericht. Ihm werden so schwere Verbrechen zur Last gelegt, dass ihm die Todesstrafe droht, sollte das Gericht ihn für schuldig befinden. Ihm wird vorgeworfen, dass er „die Jugend verderbe und die Götter, welche der Staat annimmt, nicht annehme“ (Platon 1994, S. 21). Es ist allerdings nicht so, dass der alte Mann die griechischen Götter jener Zeit lästern oder die ihnen gewidmeten Tempel entweihen würde. Er hat auch keine jungen Menschen verletzt oder sie schlecht behandelt. Das geben auch diejenigen zu, die ihn anklagen. Dennoch soll das, was dieser alte Mann getan hat, so schwerwiegend gewesen sein, dass der Tod als angemessene Strafe angesehen wird. Was aber hat er eigentlich getan? Weiterlesen